In der Nacht zum 25. Juni erschien auf X (vormals Twitter) ein Video gezeigt, worauf Julien Assange beim Besteigen eines Flugzeuges am Londoner Flughafen Stansted zu sehen war. Ehefrau Stella kommentierte: „Julian ist frei!!!“
Nach jahrelangem juristischen Tauziehen einigte sich der Wikileaks-Gründer mit dem US-Justizministerium auf einen Deal. Assange musste vor einem US-Gericht auf dem Territorium der Nördlichen Marianen im Westpazifik (von 1899-1919 deutsche Kolonie) zugeben, in verschwörerischer Absicht vertrauliche Verteidigungs- und Sicherheitsdaten beschafft und veröffentlicht zu haben.
Da er das dafür verhängte Strafmaß von fünf Jahren und zwei Monaten Haft bereits in Großbritannien verbüßt hatte, verließ er den Gerichtssaal als freier Mann und reiste weiter in seine australische Heimat.
Seit 2019 saß Assange in Einzelhaft im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Zuvor hatte er bereits – auf der Flucht vor der britischen Polizei – sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London verbracht.
Wie kam es dazu?
Grund seiner Verfolgung war seine Berichterstattung! Oder wie Stella Assange noch im Mai 2024 in einem Interviewer sagte: „Sie wissen, dass Julian des Journalismus beschuldigt wird“.
Julian Assange gründete 2006 die Enthüllungsplattform „Wikileaks“. Der dafür mit vielen Preisen Ausgezeichnet, sammelte dort Dokumente von Whistleblowern und Regimekritikern aus aller Welt.
Im Jahr 2010 kam es dann zur Veröffentlichung von Auszügen aus Militärprotokollen, welche US-amerikanische Kriegsverbrechen in Afghanistan und im Irak belegten.
Diese über 400.00 Dokumente wurden von den US-Anklägern weder inhaltlich bestritten, noch wurde Assange verfälsche Darstellung vorgeworfen. Sein „Vergehen“ nannte man „einen Fall der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung“.
Welcher Staat liest schon gern über seine eigenen Verbrechen.
Und so hielt auch die Tatsache, dass Julian Assange australischer Staatsbürger ist, die USA nicht davon ab, ihn außerhalb des eigenen Territoriums zu verfolgen bzw. verfolgen zu lassen.
Wegen eines offenbar konstruierten, Jahre später zurückgezogenen Vorwurfs eines Sexualdelikts durch die schwedische Justiz fürchtete Assange die Auslieferung von Großbritannien nach Schweden und von dort in die USA, wo ihm bis zu 175 Jahre Haft drohten.
Er entledigte sich 2012 seiner elektronischen Fußfessel und floh in die ekuadorianische Botschaft. Dort erhielt er politisches Asyl und später vom Präsidenten die ekuadorianische Staatsbürgerschaft. Der 2019 neu gewählte Präsident entzog ihm diese wieder.
Der Botschaft verwiesen wurde er erneut von der britischen Polizei festgenommen und wegen Verstoßes gegen die Kautionsauflagen zu weiterer Haft verurteilt. Die USA stellten Antrag auf seine Auslieferung, dem die britische Regierung 2022 zustimmte. Dagegen wehrte sich der Wikileaks-Gründer bis zuletzt mit allen juristischen Mitteln.
Immerhin erinnerte sich zu Beginn des Jahres der australische Premierminister Anthony Albanese des prominenten Staatsbürgers. Nach dessen 13jährigen Verfolgung wegen Journalistischer Arbeit durch ein befreundetes Land und dem daraus resultierenden Gefängnisaufenthalt in einem anderen Freundesland, bestand offensichtlich das Interesse an einer gesichtswahrenden Lösung.
Nun ist Julien Assange nach langer Leidenszeit frei. Er hat seinen Tribut entrichtet, indem er sich als schuldig bekannte. Das Ziel seiner Verfolgung ist erreicht: Man hat gezeigt, was unliebsamen Berichterstattern geschehen kann.
Dennoch haben die USA verloren. Denn die Dokumente brachten ans Licht, dass die Weltmacht beim Kampf um die Durchsetzung ihrer Interessen, die für sich selbst reklamierten und anderen Ländern gegenüber postulierten westlichen Werte mit Füßen tritt.
Liebe Leser (Hörer),
lassen Sie mich mit einem nachdenkenswerten Leserkommentar, den ich im Netz zum „Fall Assange“ fand, schließen:
„Bei wahrheitsgetreuem Journalismus kommst Du in die Kiste. Bei Lügen, arglistiger Täuschung der Bürger und Propaganda zum Nutzen des Staates, der Elitären und der Politik werden die Medien noch mit Steuergeldern und Abgaben dafür gesponsert. Schon eine verkehrte Welt, in der wir heute leben.“
Einen schönen Sonntag!
Ihr Jörg Urban